Einige Tage nach Ausbruch der Corona Epidemie, so um den 20. März 2020, brach auf die sechs Bezirkshauptmannschaften, die als österreichische Außenbezirke Staatsgrenzen zu Tschechien bzw. Deutschland haben, eine neue, völlig unerwartete Aufgabenlage herein - aktive Grenzkontrollen vor Ort.
Beinahe ungläubig wurde nach Recherchen festgestellt, dass es hier tatsächlich eine Zuständigkeit für die Bezirkshauptmannschaften gibt. Diese Zuständigkeit stützt sich auf das Epidemiegesetz 1950, einem eher älteren Gesetzeswerk, dessen Umsetzung im Wesentlichen im Aufgabenportfolio der Bezirkshauptmannschaften liegt.
Und so begannen nun die betroffenen sechs Bezirkshauptmannschaften Braunau, Freistadt, Ried, Rohrbach, Schärding und Urfahr-Umgebung mit der Umsetzung dieser neuen Aufgabe.
Aber, was war jetzt genau zu tun?
Vereinfacht gesagt, ging es um eine dauernd oder stichprobenartig durchgeführte gesundheitliche Einreisekontrolle mit dem Ziel, das Coronavirus nicht nach Österreich einzuschleppen bzw. diese so weit wie möglich zu verhindern. Bei dieser Kontrolle waren die Reisebewegungen und allfälligen Kontakte mit COVID-19 Erkrankten zu erheben, die Körpertemperatur der Einreisewilligen zu messen und vorzulegende Gesundheitsatteste zu prüfen. Im Fall der Nichtentsprechung war die Einreise auch unter Anwendung von Zwangsmitteln zu verweigern.
Unterstützung durch Straßenmeistereien
Schnell stellte sich hier heraus, dass die Bezirkshauptmannschaften von dieser Aufgabe zwar legistisch gleich, aber örtlich völlig unterschiedlich betroffen waren. Während die Grenzen des Bezirkes Urfahr-Umgebung zu Tschechien von der tschechischen Seite her einfach geschlossen wurden und somit bis in den Mai hinein nichts zu tun war, ging es im Bezirk Schärding mit seinen 7 Grenzübergängen zu Deutschland gleich so richtig los. Daher wurde von der Bezirkshauptmannschaft Schärding Zusatzpersonal angefordert und von Landesseite auch relativ rasch in Form von Mitarbeitern der Straßenmeistereien Engelhartszell, Obernberg, Peuerbach und Raab zur Verfügung gestellt. Nach Kurzeinschulungen, ging es hinaus an die Grenze. Da es aber den nunmehrigen „Vertretern der Gesundheitsbehörde“ an der Grenze rechtlich nicht gestattet war, den Verkehr anzuhalten, erfolgte dieser Einsatz zu Beginn generell gemeinsam mit dem Bundesheer. Mit dem ersten Abebben der Infektionszahlen wurde diese Assistenzleistung jedoch eingestellt.
Besonders gefordert waren hier die Rohrbacher Kollegen, die vier größere Grenzübergänge zu Deutschland und zwei zu Tschechien zu kontrollieren hatten. Da die Bestimmungen immer auf das jeweilige Einreiseland abgestellt waren, waren somit unterschiedliche Beurteilungsgrundlagen vorhanden und zu vollziehen. Die BH Rohrbach wurde daher vom Anfang an bestens von den Straßenmeistereien Lembach und Ulrichsberg unterstützt. Auch der BH Freistadt ist die Straßenmeisterei Freistadt zur Hilfe gekommen. Die Bezirkshauptmannschaft Ried wiederum griff im Herbst auf eine Mitarbeiterin der Straßenmeisterei Obernberg zurück, die praktischerweise im Nahbereich des Grenzüberganges wohnte. In Braunau und Urfahr wurde die Grenzkontrolle ausschließlich mit eigenen Bediensteten abgewickelt.
Aktive Grenzkontrollen durch die Polizei
Anfang Juni brachte eine neue Verordnung über die Einreise nach Österreich nicht nur neue rechtliche Grundlagen für den Vollzug, sondern auch neue Partner für die Kollegenschaft. Nach dem Ausscheiden des Bundesheeres übernahm die Polizei, die eigene Kollegen aus den umliegenden Polizeiinspektionen rekrutierte, aktiv die Grenzkontrollen nach dem Grenzkontrollgesetz. Für uns Landesbedienstete begann damit eine gute und von Harmonie geprägte Zusammenarbeit, wie der von Beginn weg involvierte Schärdinger Kollege Friedrich Schachl-Lughofer erzählte.
Gleichzeitig änderte sich auch die Personalsituation auf Landesebene dahingehend, dass ausschließlich auf BH-Bedienstete zurückgegriffen wurde, die nunmehr in einer gewissen, für Außenstehende nicht erkennbaren Regelmäßigkeit in etwa jeden dritten Tag an die Grenzübergänge fuhren und dort ihre stichprobenartigen Kontrollen durchführten.
Vermutlich durch die sich bei unserer Kollegenschaft doch irgendwann einmal einschleichende Routine bei dieser Grenzkontrolltätigkeit ist es uns Oberösterreichern auch im August, als auf einmal quasi über Nacht völlig neue Einreiseformulare von den Einreisewilligen direkt an der Grenze auszufüllen waren, gelungen, nicht negativ aufzufallen. Ganz anders stellte sich die Lage an den Kärntner Grenzübergängen dar, wo de facto der Einreiseverkehr aus Slowenien zu liegen und die „schuldige Bezirkshauptmannschaft“ zu zweifelhaften medialen Ehren kam.
Eisige Temperaturen an der Grenze
Auch der goldene Herbst ging in unserem Bundesland relativ komplikationslos über die Bühne. Dafür fiel bei einem der höher gelegenen Grenzübergänge, dem Grenzübergang in Guglwald, relativ bald der Winter ein. Der diensthabende Kollege erlebte hautnah, was es heißt bei -7°C stundenlang an der Grenze zu stehen und sich mit diversen Formularen zu beschäftigen, die allesamt nur ein Ziel haben - die Einreise aus Tschechien so darzustellen, dass diese jedenfalls unter die Ausnahme fällt - und damit eine Quarantäneverhängung über den Einreisewilligen nicht notwendig ist.
Quasi als Weihnachtsgeschenk wurden die Bezirkshauptmannschaften von den Kontrolltätigkeiten um den 20. Dezember herum insofern entbunden, als die Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes, also die Polizei, zu Gänze mit den Kontrollen betraut wurde. Weit über 100 Polizistinnen und Polizisten führen diese Grenzkontrollen nun alleine durch und greifen nach Feststellung der jeweiligen Sachverhalte gerne auf die Expertise unserer zuständigen Kollegenschaft zurück.